In der Ruhe kommt der Sturm

Nach einem erstklassigen Tag ins Bett fallen und wie ein Baby schlafen wollen, um in den nächsten guten Tag zu starten. Wer kennt’s nicht? Und dann liegt man da. Und liegt. Auf einmal wird es laut. Die Gedanken kreisen. Das war’s dann wohl mit einfach mal Schlafen.


Ein ganz normaler Mittwoch. Aufstehen, Blockseminar, essen, spazieren gehen, ein Heißgetränk mit einem lieben Menschen. Vielleicht noch ein bisschen Sport – sofern ich meinen inneren Schweinehund überwinden kann – dann kochen. Ich telefoniere noch mit einer Freundin, die gerade nach Hamburg gezogen ist. Alles wunderbar. Vielleicht schaue ich noch eine Folge Friends. Mache mich bettfertig, schnacke mit meinem Mitbewohner, lege mich dann ins Bett. Ein tolles Gefühl. 

Könnte jetzt behaupten, ich würde noch meditieren und lesen, aber ehrlich gesagt, chille ich noch ein bisschen am Handy, schreibe mit diversen Leuten. Tja und dann entscheide ich mich, mein Handy wegzulegen. Noch einmal lüften. 

Licht aus. Fenster wieder zu. Kissen richten (habe da eine ganz seltsame Art, wie meine Kissen momentan liegen müssen). Augen zu. 

Die Ruhe vor dem Sturm

Ah! Ich mache mir noch ein Hörspiel an. Ok. Dann Augen zu und schlafen. Auf einmal wird es laut. Da kann ich Tinas nervige Ausraster, weil Alexander von Falkenstein mal wieder seinem Vater hilft, nicht hören. Denn meine Gedanken schreien mich geradezu an. So laut, dass ich sie nicht mal verstehen kann. Wie kann das sein? Ich hatte einen ganz wunderbaren Tag. Ich hab so viel Tolles gemacht, erlebt und eigentlich ist auch nichts Gravierendes passiert, das mich jetzt so belasten könnte. Also kein Grund mich anzuschreien! Communication is key.

Meine Müdigkeit geht flöten. Ich mache die Augen auf und starre an die Decke. Sehe komische Flecken, die aussehen wie Figuren. Mir fallen so viele Dinge ein, die ich noch erledigen muss. Ob es Wäsche waschen, Schrank ausmisten, DEN Stuhl aufräumen, Bücherregale abmontieren, Wände streichen, duschen, Fotos wegräumen, Slipeinlagen kaufen oder eine Hochzeit absagen ist. Lauter Gedanken, die man sich dann macht, wenn es ruhig ist. So schön ruhig. Genau.

Leider nein, leider gar nicht

Ich mache mein Hörspiel lauter. Aber leider habe ich die Rechnung ohne meine Gedanken gemacht. „Was du kannst, können wir schon lange!“ – „Weißt du noch damals, als du so circa fünf warst, bei der Abifeier deiner Brüder nach einer Rede als einzige geklatscht hast und dich alle angeguckt haben?!“ – Sofort habe ich wieder dieses komische, unangenehme Gefühl in mir – wie damals. „Warum?!“, heule ich mir selbst vor. 

Ich trinke einen Schluck, wechsle die Liegeposition. Vielleicht höre ich so schlechter auf meinen Kopf? Leider nein, leider gar nicht. „Du wolltest doch noch deine Oma anrufen! Seit über einem Monat. Das machst du morgen mal. Ah, aber morgen kannst du gar nicht, du bist den ganzen Tag in der Uni. Danach vielleicht? Nee, du hast was vor.” Das schlechte Gewissen breitet sich in mir aus. Ich hab heute auch nicht geputzt, obwohl ich eigentlich dran war. 

Contenance, Cilli!

So, jetzt aber Konzentration auf das Hörspiel. Ich wechsele noch mal meine Position, um mit meinem Ohr näher am Handy zu sein. „Du könntest auch mal lernen, wie man in Stille einschläft“, sagt mir mein Unterbewusstsein. „Ich kann das auch, aber jetzt gerade nervst du mich“, antworte ich mir selbst. Jetzt fange ich schon an, Selbstgespräche zu führen. Wenigstens schreit mich niemand mehr an.

Ich mache das Hörspiel aus. Mein Unterbewusstsein hat gewonnen. Ich lege mich auf den Rücken, lege meine rechte Hand auf meinen Bauch. Bewusst atme ich tief ein und aus. Mein Bauch hebt und senkt sich. Ich konzentriere mich darauf. Die Gedanken werden leiser. Das schlechte Gewissen blendet sich langsam selbst aus. Ah! Da kommt’s noch mal kurz. Tief eiiiiin und auuuuus. Da geht’s wieder. Die Müdigkeit kommt zurück… 

Da kommen mir Bässe in den Sinn: ARBEIT NERVT. yeah yeah yeah yeah.


Von Cilli (25): Cilli gibt gerne Blödsinn von sich. Deshalb sind auch hier die ein oder anderen Texte mit ihrer zynischen Ironie gespickt, die uns alle immer wieder zum Lachen und Nachdenken bringt (“war das jetzt ernst gemeint?”). Sie ist außerdem eine wunderbare Zuhörerin, weshalb sie sich regelmäßig in die Lage anderer hineinversetzt und daraus einfühlsame Porträts zaubert.

3 Kommentare

  1. Hey Cilli! Sehr nachvollziehbarer Beitrag, das Problem kenne ich auch sehr gut.
    Yoga hat mir wirklich gut geholfen. Hab inzwischen die Routine jeden Abend direkt vor dem ins Bett liegen noch 10-15 Minuten Yoga zu machen und danach nichts anderes mehr, vor allem kein Handy.

    In 80% der Fälle kann ich dadurch inzwischen überraschend schnell einschlafen. Manchmal klappt’s auch nicht, aber hey – immerhin!

    Ich lass mich dafür immer von dem YouTube-Video „Yoga for Bedtime for More Restful Sleep“ von „Breathe and Flow“ leiten, find das sehr beruhigend. Die Gedanken können da dann auch noch bisschen kreisen, aber danach ist mein Kopf immer deutlich stiller als er ohne Yoga ist.

    Kannst gerne mal probieren, ob’s dir auch was bringt, lass es mich gerne wissen! 😉

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