In romantischen Komödien (mein Guilty Pleasure) scheint das Timing zwischen den Protagonist:innen immer rein zufällig besonders gut zu sein. Zuerst passiert irgendwas außerordentlich Blödes, aber dann, durch Schicksal, Zufall oder eben einfach Timing, läuft alles doch viel schöner als erwartet. Die große Liebe, der perfekte Job, die perfekte Wohnung oder alles davon ist meist das Endergebnis des Films. Das ist ja irgendwo auch der Grund, warum man sich so etwas anschaut. Blöd, dass das im echten Leben nur nie so ist. Da ist beschissenes Timing halt beschissenes Timing – oder?
Urlaub? Kann ich!
In drei Jahren Pandemie habe ich’s geschafft, nie Corona zu haben. Und jetzt, vor wenigen Wochen, habe ich mir EINMAL wirklich freigenommen, um zehn entspannte Tage in Berlin zu haben, ohne irgendwas Wichtiges machen oder klären zu müssen. Ich wollte nicht wieder gefühlt sechs Verabredungen in ein Wochenende quetschen, für jede Person nur ein bis zwei Stunden Zeit haben oder nur oberflächlich auf Partys quatschen und nach dem Wochenende angestrengt zurückfahren.
War dann doch eeeetwas anders als geplant: Die meiste Zeit lag ich ausgeknockt im Bett. Einen Tag habe ich komplett alleine verbracht, weil alle arbeiten mussten (was übrigens mega schön war und mir sehr gut getan hat). Kurz danach ging nichts mehr. Da nehme ich mir einmal aktiv Zeit und bam: zwei Striche. Das Leben und sein Timing sind manchmal echt ne Bitch.
Ich hatte gefühlt noch nie so heftige Kopfschmerzen wie in dieser Zeit, ABER: Ich wäre wahrscheinlich niemals so entspannt aus Berlin abgereist (und hätte mich so wenig über so viel Bahnverspätung aufgeregt), wie nach diesen beinahe zehn Tagen chillen. Der Urlaub war null so wie ich ihn geplant hatte, aber trotzdem schön. Ich war gezwungen, einfach mal ruhig zu machen und noch viel wichtiger: Meine Freundin und ich hatten – Dank Step-up 1-3 – Qualitytime auf einem ganz anderen Level. Wahrscheinlich hätte ich auch niemals diese fantastischen Pistazien-Blondies gebacken und festgestellt, dass ich mittlerweile ohne Messgeräte und nur nach Konsistenz backen kann. Perfektes Timing für eine solche Erkenntnis. Corona also mein “perfekter Mann”, der das beschissene Timing zu einem guten macht.
Danke KVB – mein persönlicher Fitnesstrainer
Vor Kurzem hat eine Freundin erzählt, dass sie aus der Bahn ausgestiegen ist und der richtige Bus schon bereitstand. Das nenne ich mal Timing. Natürlich war das nicht in Köln – sowas passiert mit den Kölner Öffis (KVB) nicht. Wie oft kam die Bahn zu früh, der Bus zu spät oder ist einfach komplett ausgefallen? KVB kann Timing auf jeden Fall nicht. Es gibt keinen anderen Grund, weswegen ich so viel durch Wind und Wetter gelaufen bin, wie verspätete oder ausfallenden Öffis (besonders in Köln); und das in so krassen Geschwindigkeiten, dass ich mich wie Usain Bolt gefühlt habe. Nur, um pünktlich zur Uni zu kommen. Irgendwie muss man sich ja fit halten, von daher: danke dafür, liebe KVB.
Ich habe also angefangen – um ehrlich zu bleiben – zu versuchen, mich nicht mehr darüber aufzuregen. Ändern kann ich’s ja doch nicht. Es wäre allerdings auch eine dreiste Lüge, zu behaupten, dass ich mich nicht immer noch aufregen würde. Aber manchmal hab ich Timing einfach nicht in der Hand – so sehr ich’s auch versuche.
Es regnet, es regnet – die Erde (und die Cilli) wird nass
So oft habe ich schon aus dem Fenster in die Wolken geguckt. Wetterapp sagt, es regnet – es regnet aber nicht. Okay – dann gehe ich jetzt draußen spazieren. Sicherheitshalber ziehe ich immerhin meine Regenjacke an, aber einen Schirm brauche ich nicht. Tja, denkste. Kaum bin ich so weit von meinem Zuhause entfernt, dass es sich nicht lohnt, wieder umzukehren oder ich bin mitten auf dem Melaten-Friedhof und habe keine Ahnung, welcher der schnellste Weg dort raus ist und es fängt an zu regnen, als gäbe es kein Morgen mehr. Natürlich habe ich den Schirm nicht mitgenommen, wieso auch? In der RomKom würde mich jetzt “der perfekte Mann” oder wenigstens die zuckersüße Großmutter des “perfekten Mannes” unter ihren Schirm nehmen und aus dem Labyrinth begleiten. Ich dagegen stehe alleine mit durchnässten Chucks in irgendeinem Park. Aber gut, ist jetzt so. Dann werde ich halt nass. Ich bin ja nicht aus Zucker. Timing ist eben manchmal ne Bitch.
Danach kann ich mich aber ins Bett kuscheln und eine meiner Guilty Pleasures gucken, was Nices snacken, Tee trinken, mit jemandem telefonieren. Die Situation wäre nicht mal ansatzweise so kuschelig, wenn ich nicht vorher pitschnass geworden wäre und mich über das Wetter und mich selbst geärgert hätte. Was soll’s?
… und die Moral von der Geschicht – ärgere dich nicht
Tja, klappt leider wirklich nicht immer. Sich über Bahnverspätungen, Wetter oder lauter Dinge mit schlechtem Timing aufzuregen, macht manchmal ja auch einfach Spaß. Am Ende bleibt beschissenes Timing aber beschissenes Timing – ändern kann ich’s dann trotzdem nicht. Immerhin komme ich pünktlich – meistens.
P.S.: Eigentlich wollte ich über ein anderes Thema schreiben, aber das Timing passt gerade einfach nicht.

Von Cilli (26): Cilli gibt gerne Blödsinn von sich. Deshalb sind auch hier die ein oder anderen Texte mit ihrer zynischen Ironie gespickt, die uns alle immer wieder zum Lachen und Nachdenken bringt (“war das jetzt ernst gemeint?”). Sie ist außerdem eine wunderbare Zuhörerin, weshalb sie sich regelmäßig in die Lage anderer hineinversetzt und daraus einfühlsame Porträts zaubert.