Noch einmal 20 sein – ein Satz, den man häufig von Menschen jenseits dieses magischen Alters hört. Kaum eine Zeitspanne im Leben wird so sehr romantisiert wie die wilden Zwanziger. Grenzenlose Möglichkeiten, körperliche Unbeschwertheit und unendliche Freiheit. Es ist ein offenes Geheimnis, dass das natürlich nur die halbe Wahrheit ist. 20 sein ist manchmal ganz schön frustrierend – nicht umsonst gibt es den Begriff Quarter Life Crisis. Dass dieser Frust heute ein anderer ist als noch vor ein paar Jahren, davon bin ich überzeugt. Denn die Welt hat sich verändert – und wir uns auch.
Wir sind irgendwas mit 20. Das ist dieses komische Alter, in dem fast der gesamte Cast der neuen spanischen Netflix-Serie jünger ist als man selbst. Das ist dieses komische Alter, indem man abends zur Pasta ein Glas Weißwein für „passend“ deklariert und später zum Einschlafen die Titelmelodie der „drei Fragezeichen“ mitsummt. Das ist dieses komische Stadium irgendwo zwischen Bibi Blocksberg und Steuererklärungen, zwischen Kind sein und Kind haben, zwischen Zukunftsgestaltung und Zukunftsangst, zwischen Spaß und Ernst.

Wir sind rastlos, ständig im Prozess, immer auf irgendeinem Weg irgendwohin. Wir bewegen uns meist nicht allein und trotzdem fühlen wir uns oft einsam: umgeben von Millionen von Menschen. Wir sind gerne eine:r von vielen, glorifizieren die Anonymität der Großstadt und wollen trotzdem gesehen werden – manchmal nur von diesem einen Menschen. Oft sind wir heimatlos, weil wir Heimat nicht mehr zu definieren wissen.
Und eigentlich sind wir sowieso alle immer in Kontakt. Wir sind die Digital Natives, die Generation Handy, die Kinder des Internets. Das flimmernde Metallgerät bestimmt unseren Alltag. Wir ballern uns gegenseitig rund um die Uhr mit Informationen zu, während Emojis die Spannbreite unserer Gefühlswelt symbolisieren. Wir swipen uns durch Tinder, Instagram und TikTok, lassen uns unterhalten, inspirieren und beeinflussen. Das Leben der Anderen – immer ein bisschen besser, ästhetischer, aufregender. Wir versetzen uns in einen permanenten Vergleichsmodus und ruinieren dabei unser Selbstwertgefühl.
We’re all in this together
Aber das wissen wir, weil wir uns mit uns selbst beschäftigen. Wir haben akzeptiert, dass ein Herz genauso brechen kann wie ein Finger und dass die Seele ein unfassbar empfindliches Gut ist. Wir sehen psychische Krankheiten und lassen es zu, dass unsere eigenen gesehen werden. Wir hinterfragen uns kontinuierlich selbst und legen uns damit manchmal selbst Steine in den Weg.
Wir wollen gut sein – wenigstens in irgendwas. Wir wollen kreativ sein, leistungsstark, ehrgeizig und wir müssen irgendwas erreichen. Zwischen „Girls support Girls“ und „Nur eine kann Germany‘s next Topmodel werden“ verlieren wir uns dann manchmal selbst. Wir gliedern uns ein in ein System, von dem uns beigebracht wird, es ständig zu hinterfragen. Weil es korrupt ist, ungerecht und weil es eigentlich gegen uns arbeitet. Gegen unsere Zukunft, von der wir nicht mehr wissen, ob es sie noch gibt.
Wir leben in einer kaputten Welt auf einem kaputten Planeten. Das zu begreifen, tut weh. Wir fühlen Weltschmerz und kompensieren das mit Ohnmacht – oder Tatendrang. Weil in uns drin eigentlich Kämpfer:innen stecken. Wir machen Probleme sichtbar und haben in uns drin doch die Hoffnung, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Und all das fühlen wir in einem Viertel Leben der Generation Z. „We’re all in this together“ würde die stets gut gelaunte Tanzgruppe aus High School Musical mit ihrem all-time-Klassiker jetzt anstimmen. Und das zu wissen, tut manchmal unendlich gut.

Von Alex (25): Alex schreibt am liebsten über Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse, nachdem sie ihre eigenen Gossip Girl-Romane hinter sich gelassen hat. Sie hat es drauf, so zu schreiben, dass man sich abgeholt fühlt und relatet, obwohl man vorher vielleicht nicht wusste, dass man das gefühlt hat; geschweige denn, wie man es hätte ausdrücken sollen. Mit ihrer ansteckenden guten Laune ist sie ein richtiger Herzensmensch, der fantastische Rotwein-Spaghetti zaubern kann.
Hallo Alex
Ich bin voll bei dir. In ein drei Wochen werde ich 30 und die kompletten zwanziger habe ich mich eigentlich immer so gefühlt, dass die Leute auf meine Hand, wegen einem Ring schauen oder auf meinen Bauch, ob ein Baby drin wachsen könnte. Für mich waren die zwanziger mit Druck behaftet. Ich freue mich einfach über jedes gesunde Jahr, was ich erleben darf und nun auch mit meiner Tochter 😊
Wünsche dir einen tollen Tag!
Liebst Linni
http://www.linnisleben.de
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