Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Ein Satz, den ich lange für eine ausgelutschte Erwachsenen-Phrase gehalten habe. Dass so manche Lebensweisheit mehr mit der Realität zu tun hat als das Latte Macchiato-Wand-Tattoo von Moni, ist mir irgendwie in den letzten Monaten besonders aufgefallen. Deswegen habe ich mal ein bisschen in mich reingehört, um herauszufinden, ob die Uhr da wirklich plötzlich schneller tickt.
Autor: Alex
Zwischen Selfcare und Ekstase
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind, sondern bei vielen Menschen der ewig gleiche Vorsatz: gesünder leben! Auch ich nehme mir Jahr für Jahr vor, auf der einen oder anderen Party weniger zu tanzen und Leber und Lunge an den Wochenenden ein bisschen pfleglicher zu behandeln. Da gibt es nur einen klitzekleinen Haken, der mir dieses Vorhaben immer wieder versaut: meine Liebe zur Ekstase.
Vom Anfang und Ende der Einsamkeit
Lange Zeit war ich überzeugt davon, dass man Freund:innen einfach hat – die werden einem schon im Kindergarten wie Sand an den Strand gespült und bleiben dann auch für immer da liegen. Plot Twist: Weder Strände noch Freundschaften funktionieren so. Und es gibt Phasen im Leben, da ist man plötzlich nicht mehr auf jede Party eingeladen – und deswegen noch lange kein:e sozial inkompetente:r Einzelgänger:in.
Zwischen „Girls support Girls“ und „Nur eine kann Germany’s next Topmodel werden“
Ich bin eine Frau. Fühle mich wie eine Frau. Sehe aus wie eine Frau. Oder zumindest so, wie unsere Gesellschaft das Aussehen einer Frau eben stereotypisiert. Und obwohl doch damit alles geklärt zu sein scheint, frage ich mich immer öfter, was Frausein für mich bedeutet. Und immer öfter bin ich verwirrt, weil mir meine Umwelt so vielfältige und gleichzeitig so limitierte Frauenbilder präsentiert, dass ich mich in diesem ständigen Widerspruch manchmal nicht mehr selbst finde.
Die angenehme Leichtigkeit von Fernfreundschaften
Im Internet finde ich hunderte Ratgeber darüber, wie man die Strapazen einer romantischen Liebe auf Distanz meistern soll. Weniger oft begegnen mir Berichte über die in anderen Städten liegengebliebenen Freundschaften. Dabei kann so eine Freundschaft auf Distanz ebenfalls ziemlich herausfordernd sein.
Gönnen können in einer Alman-Neidkultur
Über Deutsche wird oft gesagt, sie leben in einer Neidkultur. Dass das vielleicht gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt ist, habe ich auch schon an mir selbst festgestellt – und mich für dieses Gefühl ganz schön geschämt. Schließlich steht Neid im gesellschaftlichen Sündenkatalog auch heute noch ganz weit oben. Aber wie sonst sollen wir Gönnen lernen, wenn wir nicht anfangen, auch über Neid zu sprechen?
Niemals genug?
Wie viele Menschen in meinem Alter verbringe ich jede Menge Zeit auf Instagram. Hier mal in der Bahn durch die Story einer Influencerin geswiped, da mal beim Abendessen durch den Feed meiner Nachbarin gescrollt. Das ist unterhaltsam und wunderbar ablenkend – tut mir allerdings oft alles andere als gut. Weil es durch unrealistische Schönheitsideale mein Selbstwertgefühl verfärbt.
Die unangenehme Unausweichlichkeit unangenehmer Telefonate
Unangenehme Dinge werden oft nicht weniger unangenehm, wenn man sie aufschiebt. Klar, weiß ich doch. Ist mir aber egal, wenn ich mich mal wieder um ein unangenehmes Telefonat drücke. Und ehrlich? Lange Zeit bin ich damit wunderbar durchs Leben gekommen. Bis mir dieses Verhalten dann doch auf die Füße gefallen ist.
Verloren in der Findungsphase
Als Kind war ich überzeugt davon, sowas wie einen “Traumberuf” zu haben. Heute bin ich unschlüssiger denn je. Während ich das bis vor Kurzem noch schulterzuckend als Findungsphase abtun konnte, liegt mir dieser Zustand jetzt wie ein Stein im Magen. Denn alles schreit: Mit Mitte 20 hat man wirklich zu wissen, was man will.
Schreib mir, wenn du zuhause bist
Angst oder zumindest Unbehagen auf dem nächtlichen Nachhauseweg gehört für uns Frauen zum Leben dazu. Die potenzielle Gefahr ist Teil unserer Normalität. Wie absurd dieser Zustand eigentlich ist, hat mir ein grausamer Mord vor Augen geführt.